In den „Porträts“ berichten Frauen von ihren eigenen Wegen, die sie gegangen sind, bis sie eine Führungsposition erreicht hatten.
Die Porträts der Frauen in Führungspositionen sollen so dabei helfen, Einblicke in die jeweiligen Tätigkeiten und persönlichen Motive der Frauen zu gewinnen.
Lust auf Führungspositionen im Schulwesen?
Seit fast 35 Jahren im Schuldienst, Mutter von zwei Söhnen, seit über 15 Jahren als Abteilungsleiterin, stellvertretende Schulleiterin und nun im dritten Jahr als Schulleiterin - das sind die Eckdaten meiner Laufbahn.
Wie und warum ich das gemacht habe und wie ich das geschafft habe, als meine Kinder noch klein waren, möchte ich versuchen, Ihnen zu beantworten.
Eigentlich war ich vollauf zufrieden, dass ich nach einem Jahr Erziehungsurlaub wieder arbeiten konnte. Die wichtigste Voraussetzung dafür war mein Mann, für den immer selbstverständlich war, dass wir beide gleichberechtigt im Beruf sind. Gleichzeitig habe ich viele Jahre gerne Teilzeit gearbeitet, um Zeit mit meinen Kindern verbringen zu können.
Doch niemand kann aus seiner Haut:
Sobald die Kinder größer wurden, nutzte ich jede zeitliche kleine Freiheit für das eine oder andere schulische Projekt. Freiwillig und aus reinem Interesse an der Schulentwicklung, an den Schülern, an der fachlichen Auseinandersetzung oder der Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen. An Führungsverantwortung dachte ich nicht, wahrscheinlich auch niemand aus meinem damaligen Kollegium oder der Schulleitung.
Dann kam ein entscheidender Schritt, den nicht alle gehen: Ich übernahm die Prüfungsorganisation für eine Schulart und damit Verantwortung in der Verwaltung. Der Grund? Neugier und Freude darüber, teilhaben zu können an Schulgestaltung. Doch damals dachte ich noch nicht an Karriereplanung.
Als dann eine Abteilungsleiter-Stelle
an unserer Schule zu besetzen war, kam meine Kollegin auf mich zu und fragte, ob wir uns nicht gemeinsam auf die Stelle in Jobsharing bewerben sollten.
Lang habe ich überlegt, hatte ich doch eigentlich gar keine Ambitionen. Aber ich wusste, dass ich es ein paar Jahre später vielleicht bereuen könnte, die Chance nicht ergriffen zu haben, Erfahrungen und Kenntnisse in die Gestaltung der Schule einzubringen; teilzuhaben, wo ich doch sowieso beobachtete, dass ich freie Zeit nicht in Haushalt und Freizeitgestaltung, sondern in schulische Aufgaben steckte.
So bewarb ich mich mit meiner Kollegin und wir sind seitdem beide im Schulleitungsteam. Unsere Lösung, diese Position mit der Erziehungsaufgabe zu vereinbaren, lautete: Meine Jobsharing-Partnerin und ich waren nicht in derselben Abteilung tätig: Sie hatte eine halbe Abteilung und ich leitete im Team mit einem Kollegen, der eine volle Abteilungsleiter-Stelle einnahm, eine andere Abteilung.
Und dann hätte es doch genug sein können …
und das wäre auch so gewesen – die Arbeit machte Spaß, die Kinder wurden größer. Aber die Erfahrung und die Fülle der übergreifenden Schulleitungsaufgaben vermehrten sich wie von selbst und es war ein kleiner Schritt zur Bewerbung auf die Stellvertreter-Stelle. Ich hatte mehr und mehr die ganze Schule in den Blick genommen und traute es mir zu, erst die stellvertretende Schulleiter-Position und heute nun die Schulleiter-Position auszufüllen.
Jetzt habe ich die Gesamtverantwortung für eine große gewerblich-technische Schule, diese füllt mich aus und fordert meine ganze Erfahrung, meinen Gestaltungswillen und meine Personalkompetenz. Ohne die vielen Jahre zuvor in verschiedenen Schulleitungsaufgaben wäre ich nicht so gut vorbereitet gewesen.
Gerne hätte ich die Schulverwaltung auch aus der Sicht des Regierungspräsidiums, des Ministeriums oder zumindest einer weiteren Schule kennengelernt – diesen Schritt würde ich empfehlen. Hätte ich eine „Karriereplanung“ gehabt, wäre dies eine Etappe gewesen, die ich angestrebt hätte.
Ob ich diesen Weg weiterempfehlen will?
Ja, und ich würde empfehlen, diesen Weg mit Ruhe und Gelassenheit zu beschreiten. Die Schulleiterinnen-Aufgabe ist umso besser zu bewältigen, je mehr unterschiedliche Aufgaben in Schule und/ oder Schulverwaltung frau vorher schon übernommen und bewältigt hat. Auch sollte die Lebenserfahrung nicht unterschätzt werden, die es ermöglicht, in Leitungsaufgaben gelassen und souverän zu bleiben.
Das wichtigste Ereignis meines beruflichen Werdegangs,
war die Übernahme in den Schuldienst des Landes Baden-Württemberg, was Mitte der 1980er-Jahre keine leichte Übung war. Trotz sehr guter Examensergebnisse wurde ich erst nach zwei Jahren "Wartezeit" als Nebenlehrerin, dann als Angestellte und schließlich als Beamtin auf Probe übernommen.
Ein weiterer sehr bedeutsamer Schritt war die Entscheidung nach zehn Jahren in den Auslandsschuldienst zu gehen. Das bis dato erworbene Know-how wurde auf den Prüfstand gestellt. Die intensiven und lehrreichen Jahre an der Deutschen Schule Valencia gaben mir die Sicherheit und den Mut, nach neuen Aufgaben Ausschau zu halten. Es begann meine Zeit als Schulleiterin im Heilbronner Robert-Mayer-Gymnasium.
Nach 14 Jahren erfolgreicher Leitung brauchte ich wieder einen Ortswechsel, orientierte mich neu und kehrte zurück als Schulleiterin an die Deutsche Schule Valencia.
Der Wunsch danach, Verantwortung zu übernehmen, resultierte letztendlich aus den Erfahrungen, die ich im Laufe der Jahre gesammelt habe. Die umfassenden Kenntnisse über und von dem "Betrieb Schule" und die nicht immer nur positiven Erfahrungen mit überwiegend männlichen Führungsmannschaften hinterließen Spuren und stärkten die Idee, es mindestens ebenso gut, vielleicht sogar besser machen zu können. Schließlich kam die nach wie vor große Freude hinzu, zusammen mit einem Team Schule gestalten zu können. Eine anspruchsvolle, sehr abwechslungsreiche und verantwortungsvolle Aufgabe. Ich möchte nichts anderes mehr machen!
Die Frage nach Vereinbarkeit von Privatleben/Familie und Beruf
hat sich für mich nie wirklich gestellt. Als alleinerziehende Mutter zweier Töchter musste ich seit Referendariatszeiten diese Vereinbarkeit einfach leben. Etwas anderes war gar nicht möglich.
Vielleicht lag darin gerade die Chance, die ich hatte: Nicht lange überlegen, sondern einfach mutig in Angriff nehmen. Einige Fähigkeiten, die eine Schulleiterin braucht, hat mich allein meine Lebenssituation gelehrt: Time-Management, organisatorisches Geschick und Durchhaltevermögen.
Unterstützung für meinen Weg
habe ich von meinem Vorgänger-Schulleiter am RMG bekommen und zwar in Form eines Impulses zum richtigen Zeitpunkt. Er hatte die Idee der Schulleitung in meinen Kopf gepflanzt. Ich danke ihm heute noch sehr dafür. Darüber hinaus hatte ich im Laufe der letzten 30 Jahre sehr viele Kolleginnen und Kollegen, deren kompetente Vorschläge und Ideen ich aufgreifen und realisieren konnte.
Im Rückblick würde ich sagen, dass die Bewerbung in den Auslandsschuldienst der entscheidende Schritt in Richtung Karriere war. Der Blick über den eigenen schulischen Tellerrand war für mich persönlich und beruflich sehr ertragreich, hat mich gestärkt und vorbereitet für die nächsten Schritte.
Mein Rat an jüngere Kolleginnen:
Nicht aufhalten lassen! Mutig sein und nicht in Selbstzweifel verfallen. Erfahrungen sammeln (vielleicht auch in zunächst erfolglosen Bewerbungsverfahren) und rechtzeitig nach neuen Perspektiven suchen. Nichts erzwingen, aber auch nichts ablehnen, weil man (frau) eine falsche oder gar keine Vorstellung von den Aufgaben einer Schulleiterin hat.
Nicht am Schulort festkleben, wenn das Eigenheim auch noch so schön ist.
Für meinen Werdegang
waren meine ersten fünf Jahre als Lehrerin in zwei Stuttgarter Schulen prägend. Die erste Schule besuchten überwiegend Kinder aus bildungsnahen Familien, die zweite Schule hatte eine völlig andere Schülerschaft. Kinder aus zwölf verschiedenen Herkunftsländern zählten zu meiner damaligen ersten Klasse. In diesen ersten fünf Berufsjahren war ich Klassenlehrerin in allen vier Klassenstufen der Grundschule. Dazu kam, dass die Schulleitungen beider Schulen mir von Anfang an wichtige Aufgaben übertragen haben. Als Kooperationslehrerin Kindergarten-Grundschule und Fachberaterin für den Anfangsunterricht knüpfte ich früh Kontakte zum Staatlichen Schulamt.
Nach dem Wechsel in einen anderen Schulamtsbezirk wurde ich gefragt, ob ich bereit wäre, über eine Teilabordnung am Staatlichen Schulamt tätig zu werden. Diese Herausforderung nahm ich an. Sukzessive wurde die Abordnung aufgestockt, so dass ich schließlich voll am Staatlichen Schulamt arbeitete. Als sich die Gelegenheit bot, habe ich mich schließlich auf eine Schulratsstelle beworben. Acht Jahre lang war ich insgesamt am Staatlichen Schulamt Backnang tätig. In dieser Zeit habe ich immer wieder die Zuständigkeitsbereiche gewechselt. Das hat mir eine große Fülle an Erfahrungen in allen Schularten und in zahlreichen Fachbereichen ermöglicht.
Nach acht Jahren wechselte ich an das Regierungspräsidium Stuttgart, Abteilung Schule und Bildung. Einige der im Regierungspräsidium übernommenen Aufgaben waren mir inhaltlich vertraut, andere dagegen ganz neu. Insbesondere habe ich in meiner Zeit am Regierungspräsidium Erfahrungen in der Personalentwicklung gesammelt, da ich unter anderem für Funktionsstellenbesetzungen in drei Landkreisen zuständig war.
Bereits nach eineinhalb Jahren erfolgte ein teilweiser, nach einem weiteren halben Jahr ein vollständiger Wechsel an das Kultusministerium. Dort war ich zunächst überwiegend mit Aufgaben im Bereich der Grundschule und der vorschulischen Bildung beschäftigt. Später lag mein Tätigkeitsschwerpunkt im Bereich „Integration durch Bildung“. Nach viereinhalb Jahren im Kultusministerium habe ich mich auf die Amtsleiterstelle am Staatlichen Schulamt Backnang beworben.
Verantwortung zu übernehmen
war mir nicht unbekannt. Schon während meiner Schulzeit und dem Studium war ich ehrenamtlich beispielsweise als Leiterin einer kirchlichen Jugendgruppe tätig. Es gab stets Unterstützer und Vorbilder, die mich dabei ermutigt haben. Gerade meine Erfahrungen während der Abordnung an das Staatliche Schulamt haben in mir Lust geweckt, Verantwortung zu übernehmen. Auch die Möglichkeiten selbst zu gestalten und konzeptionell zu arbeiten, haben sich damit vergrößert - Aufgaben, die ich mit Respekt und Freude angenommen habe.
Herausforderung Führungsposition
Um Familie und Beruf unter einen Hut bringen zu können, kommt es in erster Linie auf Rückhalt in der Partnerschaft und ein verlässliches Unterstützungssystem an. Das ist schon deshalb wichtig, weil man immer wieder in Situationen kommt, die man nicht beeinflussen kann und welche die Anwesenheit im Büro oder bei einer Besprechung länger als geplant erfordern. Mein Mann hat meine beruflichen Entscheidungen immer voll und ganz mitgetragen - umgekehrt war es natürlich genauso. Die Familie wesentlich entlastet hat unsere Tagesmutter, die ein sehr liebevolles Verhältnis zu unseren beiden Kindern hatte und der wir voll und ganz vertrauten. Zum Glück waren aber auch Großeltern in erreichbarer Nähe, die von Zeit zu Zeit einspringen konnten.
Erwähnen möchte ich aber auch, dass die Arbeitszeitregelungen in der Schulverwaltung Flexibilität in der Tagesgestaltung zulassen. Trotz vieler festgelegter Termine gibt es bei Sondersituationen zu Hause immer wieder Möglichkeiten darauf zu reagieren.
Zwei Entscheidungen, die meinen Weg besonders beeinflusst haben,
waren zum einen, bereits in jungen Jahren in die Schulverwaltung zu gehen und den Blick in ein bis dato unbekanntes Tätigkeitsfeld zu werfen. Meine Erfahrungen haben mich gestärkt und schließlich passierte das, was ich zu Beginn meiner Abordnung an das Staatliche Schulamt niemals gedacht hatte: Mir war die Schulverwaltung ans Herz gewachsen. Als dann wider Erwarten die Schulratsstelle ausgeschrieben wurde, habe ich mich darauf beworben, obwohl ich dies eigentlich nie vorhatte. Die zweite Entscheidung, die ich nennen möchte, war der Wechsel zum Kultusministerium. Dort gab es neben konzeptionellen und formalen Aufgaben die Nähe zur Politik, die auf mich immer einen gewissen Reiz ausübte. Ich lernte das System nochmals ganz anders kennen und bin heute froh über jede Erfahrung und jeden Einblick. Davon profitiere ich als Amtsleiterin ganz besonders. Insgesamt ist es aber sicher die Gesamtheit der Erfahrungen in den Schulen, auf den unterschiedlichen Ebenen der Schulverwaltung und in den zahlreichen Aufgabenfeldern, die mich geprägt hat.
Jüngeren Kolleginnen würde ich raten,
neugierig und aufgeschlossen zu sein und so viele Erfahrungsfelder wie möglich zu nutzen – es gibt davon viele in unserem System. Natürlich müssen die Aufgaben zu ihnen passen, aber um dies einschätzen zu können, muss man sich öffnen und den Blick über den Tellerrand wagen, man muss mit anderen Menschen ins Gespräch gehen und sich selbst reflektieren. Vor allem aber: Trauen Sie sich etwas zu, es gibt überall Menschen, die einen unterstützen.
Eines meiner Hobbys ist das Segeln. Es ist eine Herausforderung den sicheren Hafen zu verlassen, einen Kurs zu bestimmen, die Segel entsprechend Wind und Kurs zu stellen und sich den Wind um die Nase wehend, auf große Fahrt zu begeben.
Neben der Herausforderung ist da auch eine Sehnsucht – eine Sehnsucht nach Meer, Wind, Weite und neuen Ufern. Eine Sehnsucht hinter der sich eine Vision verbirgt, die mein Leben durchzieht.
Wenn du ein Schiff bauen willst,
so trommle nicht Männer zusammen,
um Holz zu beschaffen,
Werkzeuge vorzubereiten,
Aufgaben zu vergeben,
sondern lehre die Männer
die Sehnsucht nach dem endlosen Meer.
Antoine de Saint Exupery
Dieses Zitat macht bewusst, dass jeder Mensch eine Vision braucht, um erfolgreich zu sein und mit anderen Menschen zusammen arbeiten zu wollen. Antoine de Saint Exupery zeigt mit seiner Metapher einen Weg: Das Leben so gestalten, dass wir wissen warum wir etwas tun. Dazu benötigen wir Visionen, Träume und Wünsche, Ziele und Vorstellungen.
Meine Vision von zukünftiger Schule reifte bereits während meines Studiums heran, - Schule und Unterricht so zu gestalten, dass Kinder ihren Anlagen und Kompetenzen entsprechend lernen können, gefordert und gefördert werden. Damit Träume von einer zukünftigen Schule, von einem Schulleben wahr werden, müssen wir probieren, Altes vielleicht loslassen und uns auf neue "Fahrt" begeben. Das heißt nicht, dass Bewährtes und für gut Befundenes über Bord geworfen werden sollen, aber es heißt neben bewährten Wegen neue Wege zu finden und zu gehen.
Dieser Mut zu Veränderungen und neuen Herausforderungen prägte mein berufliches Leben und so ging ich neue Wege. Über die Lehrerfortbildung, für die ich durch eine Kollegin schon während der zweiten Ausbildungsphase motiviert wurde, war ich zunächst in der Fachberatung tätig, dann wurde ich Pädagogische Beraterin. Pädagogische Konzepte umzusetzen und das einzelne Kind ganzheitlich zu betrachten wurden im Austausch mit Lehrkräften handlungsleitend. Ich wurde Konrektorin, Rektorin, war an ein Staatliches Schulamt abgeordnet, wurde Referentin im Regierungspräsidium Stuttgart und am Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, war Referatsleiterin im Regierungspräsidium Karlsruhe für die Schularten Grund-, Werkreal-, Haupt-, Real- und Gemeinschaftsschulen, Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren und bin nun Referatsleiterin des Referats Grundschule, Frühkindliche Erziehung und Bildung im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport.
Während meiner Zeit als Schulleiterin studierte ich Schulmanagement. Den Blick auf wissenschaftliche Ergebnisse lenken, diese mit der Praxis verknüpfen und umsetzen, war eine bereichernde Zeit. Immer neue Begegnungen, Herausforderungen und Arbeitsgebiete machten mein Berufsleben bunt. Der Wunsch nach Eigenverantwortung und verantwortlicher Gestaltung von Unterricht und Schule, aber auch die Schulorganisation prägten mich. Gerade in Phasen der Führung erlebte ich, dass Verantwortung auch bedeutet, Menschen auf einen neuen Weg mitzunehmen und sich mit ihnen zu vernetzen. Ein wichtiger Halt war und ist dabei die Unterstützung durch den Partner, die Familie und Freunde.
Von 2001 bis 2016 war ich Schulleiterin
der Haldenrainschule Stuttgart – einem Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum. Für mich ein Ort, an dem ich mit Menschen zusammen gestalten und Impulse für Veränderungen entwickeln und weitergeben kann.
Seit 2016 bin ich als Bereichsleiterin am Pädagogischen Fachseminar in Schwäbisch Gmünd tätig und bilde Fachlehrerinnen und -lehrer für Sonderpädagogik aus. Eine Aufgabe, die es mir ermöglicht, mich meinem beruflichen Steckenpferd, der Erwachsenenbildung, zu widmen, fachlich vertieft zu arbeiten und an konzeptionellen Umsetzungen mitzuwirken.
Werdegang
Nach dem Studium und Vorbereitungsdienst mit Stationen unter anderem in Ludwigsburg und Mutlangen war ich zunächst im Privatschuldienst als Fachlehrerin tätig. Anschließend wechselte ich in den öffentlichen Schuldienst und kam als (Klassen-)Lehrerin an die Haldenrainschule Stuttgart. Nach zwei Jahren wurde an der Schule die Stelle der Schulleitung frei und ich habe mich beworben. Ermutigt wurde ich durch den Vorgänger und einen ehemaligen Schulleiter, den ich während des Studiums kennengelernt hatte und der mittlerweile als Schulrat tätig war. Zwar war ich zu diesem Zeitpunkt vergleichsweise jung, hatte aber Lust auf eine neue Herausforderung und bin deshalb ganz unbefangen an die neue Führungsaufgabe herangegangen.
Als Reaktion aus dem Umfeld bekam ich oft Nachfragen und Diskussionen zum Thema „Was macht eine Führungskraft aus?“ und welchen Einfluss der Faktor Alter auf die Führungskompetenz hat. Für mich stand im Vordergrund hingegen immer die Freude und Lust am Umgang mit anderen Menschen und der Wunsch eine lebendige Schule zu gestalten.
Als weiteres Standbein
entdeckte ich schon während des Studiums den Zugang zu Bildung in einem größeren Kontext und der Erwachsenenbildung. Durch eine zweijährige berufliche Weiterbildung zum Thema „Beratung in sonderpädagogischen Aufgabenfeldern“ sowie eine Ausbildung in Personzentrierter Beratung öffneten sich weitere Türen. Unter anderem war ich als Referentin bei Orientierungsseminaren an der Landesakademie Comburg und bin bis heute als Trainerin in der Führungskräfteentwicklung und Personalentwicklung tätig. Bereiche, welche für mich die Tätigkeit als Schulleiterin ergänzen und befruchten. Der Austausch mit vielen verschiedenen (Lehrer-)Persönlichkeiten, das Anwenden von Methoden, die für den Schulalltag nutzbar sind sowie die ständige Selbstreflektion bieten mir ein weites Feld zur Weiterentwicklung.
Herausforderung Führungsposition
Der Wechsel von der Rolle eines einer Lehrerin zur Rolle der Schulleiterin ist immer auch ein Berufswechsel. Das pädagogische Gestalten tritt in den Hintergrund, die Koordination verschiedener Arbeitsbereiche in den Vordergrund. Organisieren, strukturieren, verwalten – und das möglichst aus der „Vogelperspektive“ mit Blick auf alle Bereiche – ist an der Tagesordnung.
Zu diesem zeitaufwändigen Geschäft kommt die Herausforderung, sich selbst und das Privatleben nicht aus dem Blick zu verlieren:
Nach zwölf Jahren als Schulleiterin wurde ich Mutter eines Sohnes. Nach einem Jahr Elternzeit - ein Schuljahr, in dem meine Stellvertreterin die Leitung kommissarisch übernahm - kehrte ich in Teilzeit mit ca. 75 Prozent zurück. Eine Umstellung, die zwar persönlich groß war, nach außen aber weniger sichtbar als gedacht. Ein Vorteil ist, dass wir an der Schule schon vor meiner Elternzeit ein Verständnis eines Schulleitungsteams mit Geschäftsverteilungsplan gelebt haben, das sich durch dezentrales Führen auszeichnet. War ich vorher mit einigen Stunden in der Woche in der Fort- und Weiterbildung tätig, verbringe ich diese Zeit jetzt mit meinem Sohn. Der Gelingensfaktor hier ist ein gutes Team zu Hause, das die Kinderbetreuung teilt und gut und viel kommuniziert.
Als Bereichsleiterin am Seminar habe ich Gesamtverantwortung abgegeben, also damit verbunden weniger organisatorische, logistische und
gesamtstrategische Aufgaben - zugunsten von mehr Fachverantwortung, bin also mehr mit inhaltlichen und konzeptionellen Aufgaben
betraut.
Bei all dem bin ich eingebunden in ein Leitungsteam, in dem Abstimmungsprozesse umfassend ausgehandelt und gestaltet werden.
Jüngeren Kolleginnen
würde ich raten, darauf zu achten, sich selbst treu zu bleiben. Man selbst ist nicht nur die Berufspersönlichkeit, sondern auch das, was einen privat ausmacht. Mit sich selbst gut in Kontakt sein und sich als Gesamtpersönlichkeit im Blick zu haben ist für mich von ganz zentraler Bedeutung.
Seit 2001 bin ich Schulleiterin
der beruflichen Georg-Kerschensteiner-Schule in Müllheim. Bei meiner Führungstätigkeit kann ich in besonderer Weise systemisch arbeiten. Das liegt mir sehr und es bereitet mir Freude, Hindernisse aus dem Weg zu räumen und Verantwortung zu übernehmen.
Mein Werdegang
Nach Hauptschule und zweijähriger Berufsfachschule machte ich Abitur am technischen Gymnasium und studierte für das Lehramt an beruflichen Schulen. Mit meinen Hauptstudienfächern Elektrotechnik und Physik sah und sehe ich für mich die optimale Möglichkeit, mein Interesse an Ingenieurwissenschaften begeistert an die nachfolgende Generation weiter zu geben und Begabungen zu fördern – und dabei immer den Menschen und nicht nur die Technik im Fokus zu haben. Mein Referendariat absolvierte ich an der Walther-Rathenau-Gewerbeschule in Freiburg.
Danach arbeitete ich von 1994 bis 1997 an verschiedenen gewerblichen Schulen in Lahr. Meine Schwerpunkte lagen im technischen Gymnasium, der Fachschule für Elektrotechnik, dem Berufskolleg und der Berufsschule. Hauptsächlich unterrichtete ich Physik, Computertechnik, Mathematik und Elektrotechnik. In dieser Zeit habe ich das einjährige Berufskolleg Technik und Medien an der Schule aufgebaut und als Fachbereich geleitet.
Von 1997 an war ich vier Jahre lang bis zu meiner Berufung als Schulleiterin Referentin am damaligen Oberschulamt Freiburg in der Abteilung Berufliche Schulen. Dort war ich zuständig für Schulversuche, Lehrerfortbildung, Umwelt- und Verkehrserziehung und einiges mehr.
Die übergreifende Erkenntnis,
dass es schlussendlich auf den Menschen ankommt, erfuhr ich im Laufe meines Berufsweges in zahlreichen "Nebentätigkeiten" und Praktika. Ob als Dozentin bei Kammern, Hilfswissenschaftlerin an verschiedenen Instituten, während der firmeninternen Examensarbeit oder beim Schulpraktikum (nur ein Ausschnitt der vielen "Abwege") - die Erfahrungen haben mich geprägt und sind mir auch heute noch bei der Einschätzung beruflicher Situationen sehr wertvoll.
Dazu bewogen Verantwortung zu übernehmen,
haben mich der Wunsch, das berufliche Schulwesen mitzugestalten und meine klaren Vorstellungen von dem, was ich anders machen wollte. Das Vertrauen von Vorgesetzten und Mitarbeitenden hat mich ermutigt, einen Schritt nach dem anderen voranzukommen. Unterstützung bei Entscheidungen habe ich mir bei Kolleginnen und Kollegen meines Vertrauens geholt.
Der Wechsel von der Schule in die Schulaufsicht - das damalige Oberschulamt - hat den Ausschlag gegeben, mich weiterzuentwickeln. Er bewirkte einen Perspektivwechsel, der mir Zusammenhänge bewusst machte. Ich entdeckte Fähigkeiten an mir, die mir dahin verborgen geblieben waren.
Herausforderung Führungsposition
Ich gehöre vermutlich zu den wenigen Frauen, die erst als sie in einer Führungsposition angekommen waren, eine Familie gründeten.
Mein Mann machte insgesamt zwei Jahre Erziehungsurlaub und mein zweites Kind war bereits mit Ablauf der Mutterschutzzeit, also mit acht Wochen, in einer Kinderkrippe untergebracht. Diese Situation war teilweise sehr belastend. Es kostet noch heute viel Kraft, Familie und Arbeit unter einen Hut zu bekommen.
Es hätte mir über einige Jahre sehr geholfen, wenn es möglich gewesen wäre, auch in meiner Position Elternzeit nehmen zu können oder in Teilzeit zu arbeiten.
Meine Entscheidung fiel dennoch bewusst auf Familie und Führungsposition, denn ein sinnerfülltes Leben, nur um zu arbeiten, ist für mich nicht denkbar.
Jüngeren Kolleginnen würde ich raten,
auf ihre innere Stimme und das Feedback der Umgebung zu hören. Wenn beides mit einer Richtungsentscheidung an einer Weggabelung ihres Lebens in Einklang ist, dann müssen Sie diesen Weg nur noch gehen!